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Von Don Carlos zu Don Giovanni                                                                            

Der vor kurzem zum musikalischen Chef der Städtischen Oper Berlin (1948) ernannte Ferenc Fricsay resümierte nach der ersten Klavierprobe für die Don Carlos Premiere mit dem Bühnenneulinge Fischer-Dieskau" Ich hätte mir nicht vorstellen können, in Berlin einen italienischen Bariton zu finden."

Er wusste, dass meine wenigen Bühnenproben natürlich nicht dazu ausreichen konnten, die ersten Gehversuche zu einem vorführenswerten Ergebnis zu bringen. So wurde ich denn zu unendlich wertvollen Einzelproben bestellt. In deren Verlauf führte er mir selber vor, wie es etwa auszusehen hätte, wenn ein Held wie ein junges Pferd federnden Fussgelenks absprungbereit dasteht oder wie seine Hand, am Degen ruhend, stilvoll zu liegen hat.

Ich bewunderte Fricsay, der mit eiserner Geduld das Orchester in sein Klangbild zu bannen wusste. Das Ergebnis war ein Triumph vor allem in der musikalischen Führung: die Musik kam zu ihrem Recht. Als die belastende Premierenanspannung vorüber war, genoss ich bei den Aufführungen von Fricsays mitsingendem Atem getragen zu werden. Sein Auge, fast immer auf der Bühne, respondierte bei der noch so geringsten Schwankung oder Improvisation der Künstler. Es fragt sich, ob mein Operndebut unter weniger günstigem Stern und ohne seine behutsame Leitung eine ebenso rasche und konsequente Laufbahn zur Folge gehabt hätte.

Die Eröffnung der neuerbauten Deutschen Oper Berlin im Herbst 1961 sollte sein Abgesang werden. Auch wenn er blass und erschreckend schmal, zu den ersten Proben erschien, liess er keinen Zweifel daran, dass seine alte Leidenschaftlichkeit und glühende Liebe zu dem, was er darstellen wollte, noch intensiver geworden waren.

Ihm begegnet zu sein, ihn ein Stück seines Weges begleitet zu haben, ist ein Geschenk, das man nur mit Dankbarkeit empfangen kann.

                                                                                                   Dietrich Fischer Dieskau

Hörprobe aus "Don Giovanni"

                     
                   



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